Ein Druckgeschwür (Dekubitus) ist nicht nur sehr unangenehm für den Betroffenen, sondern kann auch zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Umso wichtiger ist es, diese Geschwüre gar nicht erst entstehen zu lassen. Der erste Schritt dazu ist es, sich die Risikofaktoren und Risikobewertung bei Dekubitus anzuschauen. Faktoren, die das Risiko für ein Druckgeschwür erhöhen, sind alle Krankheiten, die eine Druckentlastung behindern, die Haut zusätzlich schädigen oder die Durchblutung der Haut zusätzlich behindern. Um anhand solcher Faktoren das persönliche Risiko eines Patienten genau bestimmen zu können, gibt es verschiedene Skalen, die als praktisches Hilfsmittel im Pflegealltag genutzt werden können.
Risikofaktoren für einen Dekubitus
- Immobilität Personen mit eingeschränkter Beweglichkeit – z.B. durch Bettlägerigkeit, Querschnittslähmung oder auch einfach einen Gips – können häufig nicht selbst für die nötige Druckentlastung sorgen (z. B. indem sie sich selbst im Bett auf die andere Seite drehen).
- Fehlendes/vermindertes Schmerzempfinden Die Druckstelle wird vom Patienten selbst gar nicht oder erst sehr spät wahrgenommen.
- Feuchtigkeit Feuchte Haut ist weicher und damit anfälliger für Dekubitus.
- Fieber Schon allein durch den Druck kommt weniger Blut und damit weniger Sauerstoff in den Gefäßen an. Durch das Schwitzen bei Fieber kommt es darüber hinaus zu einem erhöhten Sauerstoffverbrauch. Auch eine Austrocknung des Körpers kann eine Folge des Schwitzens sein und erhöht das Risiko für einen Dekubitus. Nicht zuletzt wird die Haut durch den Schweiß auch feuchter und damit anfälliger für ein Druckgeschwür.
- Inkontinenz Auch hierbei spielt die Feuchtigkeit der Haut eine Rolle, zusätzlich wird sie durch den sauren pH-Wert des Urins sowie eventuell auch durch Darmbakterien geschädigt.
- Durchblutungsstörungen der Haut Einige Vorerkrankungen, wie beispielsweise Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Diabetes oder Blutarmut (Anämie) begünstigen eine Mangeldurchblutung der Haut.
- Abwehrschwäche Diese kann z. B. durch unzureichende Ernährung (z.B. Eisen-, Zink- oder Vitamin-C-Mangel) hervorgerufen werden. Diese Mangelerscheinungen können wiederum zu Hautveränderungen führen.
- Übergewicht (Adipositas) Bei übergewichtigen Menschen können gleich zwei Faktoren die Entstehung eines Dekubitus begünstigen. Zum Einen lastet bei ihnen mehr Gewicht auf der betreffenden Körperstelle, zum Anderen schwitzen sie häufiger, wodurch die Haut besonders in Hautfalten schnell wund werden kann.
- Reduzierter Allgemeinzustand Infolge von schweren akuten oder chronischen Erkrankungen sowie infolge von Auszehrung (Kachexie) kann es zu Flüssigkeitsverlust und Hautschädigungen kommen.
- Scherkräfte Bei einer Scherung werden Flächen in Relation zueinander verschoben. Im Bezug auf die Entstehung eines Dekubitus ist damit die Verschiebung von Hautschichten gemeint, die zum Beispiel durch das Herabrutschen im Bett oder durch Sitzen entstehen. Durch diese Verschiebungen werden Blutgefäße abgedrückt und die Haut nicht mehr richtig durchblutet.
Skalen zur Risikobewertung
Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Beurteilung des individuellen Dekubitus-Risikos können Skalen sein, bei denen für die verschiedenen Risikofaktoren Punkte vergeben werden. Die Risikobeurteilung sollte dabei in regelmäßigen Abständen – am besten täglich – erfolgen.
- Braden-Skala Hierbei werden die Faktoren Sensorisches Empfindungsvermögen, Feuchtigkeit, Aktivität, Mobilität, Ernährung und Reibung/Scherkräfte berücksichtigt. Bei jedem Faktor kann der Patient mindestens 1 und maximal 4 Punkte erhalten. Die Punkte werden addiert, je höher die Punktzahl am Ende ist, desto geringer ist das Dekubitus-Risiko.
- Norton-Skala In dieser Skala werden die Faktoren Körperlicher Zustand, Inkontinenz, Aktivität, Beweglichkeit, Kooperation/Motivation, Alter, Hautzustand und zusätzliche Erkrankungen berücksichtigt. Auch hier werden für jede Kategorie Punkte von 1 bis 4 vergeben. Je höher die Gesamtpunktzahl, desto geringer das Dekubitus-Risiko.