Umgang mit Demenzpatienten

Die Diagnose Demenz stellt nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für Angehörige eine große Herausforderung dar. Gerade bei der Pflege eines geliebten Menschen, der an Demenz erkrankt ist, ergeben sich häufig Schwierigkeiten, welche in Anbetracht von Einschränkungen in der Denkfunktion sowie Verhaltensänderungen zu Kommunikationsproblemen führen können. Wir haben Ihnen einige wertvolle Tipps zusammengestellt, die Angehörigen den Umgang mit Demenzpatienten im Alltag sowie in der Pflege erleichtern.

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Diagnose Demenz

Bis zur Diagnose Demenz ist es oftmals ein langer Weg. Die Krankheit bahnt sich schleichend an und sorgt für zunehmende Vergesslichkeit und Verwirrtheitszustände, die sich teilweise über Jahre hin potenzieren. Gelegentliche Vergesslichkeit muss nicht unbedingt eine demenzielle Erkrankung ankündigen, sondern kann auch ganz individuell bei Stress oder mangelhafter Flüssigkeitszufuhr auftreten. Sollten Sie bei einem Angehörigen jedoch gehäuft mögliche Symptome bemerken, empfiehlt es sich dringend, diese medizinisch abklären zu lassen.

Viele Betroffene bemerken bereits vor der Diagnose erste Symptome und versuchen diese vor Familienmitgliedern und Freunden zu verbergen. Zu groß ist die Angst und Verunsicherung im Hinblick auf die möglichen Folgen einer voranschreitenden Erkrankung. Eine Angst, welche Sie Ihren Angehörigen meist zwar nicht vollständig zu nehmen vermögen, Sie aber lindern können, indem Sie das sensible Thema nach der gefürchteten Diagnose Demenz nicht tabuisieren und mit viel Fingerspitzengefühl auf die Empfindungen Ihrer Liebsten reagieren.

Selbstständigkeit trotz Demenz bewahren

Die Diagnose Demenz bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Betroffene rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen ist. Je nach Ausprägung der Symptome ist es wichtig, Demenzpatienten eine gewisse Selbstständigkeit zu erlauben – solange es gefahrenfrei möglich ist. So sollte ein Demenzpatient mit zunehmend eingeschränktem Orientierungsvermögen und verlangsamter Reaktionszeit zwar nicht mehr aktiv im Straßenverkehr partizipieren, kann aber durchaus kleine Aufgaben selbst erledigen, die ein Erfolgserlebnis für ihn darstellen – zum Beispiel die Pflege des heimischen Vorgartens, das Lesen einer kurzen Geschichte oder das Kaffeekränzchen mit seinen Freunden. Unterstützen Sie den Betroffenen, wenn er sich nur noch bruchstückhaft an etwas erinnert, bei der erfolgreichen Bewältigung einer kleinen Aufgabe. Vorhandene Fähigkeiten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, kann sogar dabei helfen, das Voranschreiten der Krankheit zu verlangsamen.

Hilfe im Alltag von Demenzpatienten

Bei fortgeschrittener Demenz sind Betroffene meist nicht mehr in der Lage, den Großteil der alltäglichen Routinen alleine zu bewältigen und benötigen Hilfe. Natürlich ist es schön, wenn Sie eine liebe Person selbst versorgen möchten – scheuen Sie aber auch nicht davor zurück, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Pflege von demenziellen Patienten ist anspruchsvoll und kann durchaus kräftezehrend sein. Mit der Diagnose können Sie bei der Pflegekasse einen Pflegegrad beantragen. Anschließend können unterstützende Dienste wie der Besuch einer Tagespflege, Essen auf Rädern sowie Zuschüsse für das barrierefreie Wohnen genutzt werden.

Orientierungsschwierigkeiten bewältigen

Um Demenzpatienten die Orientierung im Alltag in den eigenen vier Wänden zu erleichtern, können Sie visuelle Eselsbrücken schaffen. Dinge außerhalb der Sichtweite der Betroffenen geraten schnell in Vergessenheit. Daher empfiehlt es sich, die wesentlichen Dinge, die täglich benötigt werden, schnell zugänglich und sichtbar aufzubewahren – zum Beispiel, indem die Türen von Kleiderschränken abmontiert werden. Offene Türen zwischen den einzelnen Räumen erleichtern zusätzlich die Orientierung und können mit Bildern oder bekannten Symbolen versehen werden. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass sich Demenzpatienten zu Hause wieder besser zurecht finden. Ebenfalls hilfreich sind große gut lesbare Hinweisschilder, farbliche Markierungen von wichtigen Alltagsgegenständen sowie Kalender mit aktuellen Mitteilungen zur zeitlichen Einordnung, ausreichende Beleuchtung sowie die Beseitigung jeglicher Stolperfallen.

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Zwischenmenschliche Probleme

Im Umgang mit Personen mit fortgeschrittenen demenziellen Erkrankungen kommt es häufig zu Kommunikationsproblemen und zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen. So verändert sich die Wahrnehmung der Demenzpatienten im Laufe der Erkrankung, was teilweise zu veränderten Verhaltensweisen führt. Neben den medizinischen Gründen kann auch die Überforderung mit der Krankheit dazu führen, dass ein Betroffener sich zunehmend ängstlich und frustriert zeigt. Darüber hinaus kann Demenz selbst jedoch auch zu Störungen des Erlebens führen, welche sich teilweise in für Außenstehende willkürlich wirkenden Handlungen sowie Aggressivität äußern kann. In diesem Fall ist es für Angehörige wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass der Betroffene viele Dinge, die er sagt, tatsächlich nicht so meint, sondern vor allem die Erkrankung spricht.

Maßnahmen zur verbesserten Kommunikation

Oft können nicht-medikamentöse Maßnahmen die Situation für alle Beteiligten vereinfachen. So sollten Sie akzeptieren, dass die erkrankte Person ihre ganz eigenen Wahrnehmungen hat, die häufig nicht der Wahrheit entsprechen. Diskussionen und sachliche Argumente führen bei Ihrem Gegenüber an dieser Stelle nicht zur Einsicht, sondern sorgen lediglich für Auseinandersetzungen und schlechte Stimmung. Lenken Sie die Unterhaltung im Zweifelsfall also lieber auf ein anderes Thema und sprechen Sie beispielsweise über schöne Erlebnisse aus der Vergangenheit.

Vermeiden Sie es zudem, die erkrankte Person nach ihren Beweggründen für bestimmte Tätigkeiten, wie beispielsweise das mehrfache Aufstehen beim Essen, zu fragen. Häufig können Betroffene ihre eigenen Handlungen nicht mehr begründen und fühlen sich bei Nachfragen schnell überfordert. Stellen Sie kurze Fragen, die mit “Ja” oder “Nein” beantwortet werden können, um die Kommunikation zu vereinfachen. Sollten Ihre Bemühungen ohne Erfolg bleiben und der Betroffene eine Gefahr für sich oder andere darstellen, hilft ein Gespräch mit einem Facharzt Ihres Vertrauens, der auf unterstützende Medikamente wie Antidepressiva oder Neuroleptika zurückgreifen kann.

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Sich selbst Auszeiten gönnen

Der Schlüssel zum erleichterten Umgang mit Demenzpatienten liegt meist in einer Menge Geduld. Doch Sie sollten von sich nicht erwarten, immer absolut ruhig und gelassen auf jede Situation reagieren zu können. Denken Sie auch an sich selbst und gönnen Sie sich Auszeiten. Sprechen Sie über Ihre Erfahrungen und Gefühle, beispielsweise im Rahmen von regionalen Selbsthilfegruppen. Emotionale Unterstützung bieten Ihnen darüber hinaus telefonische Dienste, wie das Alzheimer-Telefon (030/259 37 95 14) oder das Demenz-Sorgentelefon (040/30 62 03 49) an.